Zu einer Zeit, als Fortbewegungsmittel noch keine Motoren hatten ...

Es war im Jahre 1879, als ein Landwirt so nebenbei sich dem Bootsbauerhandwerk verschrieb. Marzell Kircher war gelernter Schreiner, der eine kleine Landwirtschaft betrieb. Um so nebenbei noch etwas mitzuverdienen, machte er sich an das Werk, Fischerkähne zu bauen. Der erste Versuch glückte, so entstand in Illingen, nahe am Rhein, der Bootsbauerberuf, der wohl zu den seltensten Berufen im Badischen zählt.
In der Werkstätte der Väter lernen nun seit 4 Generationen die Söhne auch diese Fertigkeit. Die Schreinerei zum Leben, der Bootsbau aus Leidenschaft am Leben. Die Familie fertigt Boote verschiedener Arten. Da ist zunächst das Dreibord, das Wasserfahzeug der einheimischen Binnenfischer. Es wird in Längen von 5 bis 12 Metern hergestellt. Dieses Boot trägt seinen eigenartigen Namen deshalb, weil es nur aus einem gebogenen Boden und zwei Seitenwänden besteht, also aus "drei Boden Holz". Dem Dreibord ähnlich ist das Kranzdreibord, es wurde bei den Arbeiten am Rheinufer benutzt sowie als Lastboot um Feuerholz oder Heu zu transportieren. Dieses Boot wurde, oder wird auf besonderen Wunsch, in Längen bis zu 18 Metern gebaut.
Auch Ruderboote verlassen die "Werft" der Bootsbauer aus Illingen, so der Steuermannsflieger, als Ein- oder Doppelwandboot, den Sportfischer gerne erwerben.
Man benötigt zum Aufriss und Zuschneiden keinen Plan, keine Masstabelle und auch kein Modell. Sie legen Form und Maße auf Grund der Bootslänge fest.
Körperlich Kraft verlangen das Aufbiegen des Dreibordbodens sowie das Zusammenbiegen der Ruderseitenwände. Zum Verdichten wird verdrehtes Schilfgras verwendet, das zu kleinen Zöpfen geflochten wird. Diese Zöpfe quillen, wen sie nass werden, leicht auf und dichten so gut ab. Außerdem faulen die Schilfgrasdichtungen nicht so leicht.
Sind die Boote soweit fertig, werden diese, früher mit Karbolineum (heute mit umweltschonendem Schnickschnack), die Ruderboote mit Schnickschnack, bestrichen. Boote werden nur auf Bestellung gefertigt und überleben nicht selten die Eigner. Kunden kommen von nah und fern in die Werkstatt nach Illingen, Europaweit auch bis auf dem "Fluß durch Paris" sind Kircherboote im Einsatz!
(Zum Teil zitiert aus einem Bericht des Badischen Tagblatts vom 27. Aug. 1968)

Cronik

Marzell Kircher: 1879 bis 1925
Josef Kircher: 1926 bis 1978
Hans Kircher: 1978 bis 1998
Heiko Kircher: 1998 bis +2011
Marc und Tim: Irgendwann bis Dannunddann